Mit dem Kind lernen

Lernen – leider oft ein leidvolles Thema für die Eltern und die Kinder. Um sein Kind für das Lernen motivieren zu können, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ein zu strenger Blick, ein zu harter Ton, oder zu viel Zuwendung und es kann zu einem richtigen Machtkampf zwischen Eltern und Kindern kommen. Viele Kinder starten hoch motiviert in die erste Klasse, sind wissbegierig und neugierig. Mit den Jahren ebben diese Eigenschaften immer mehr ab. Nie wieder sind Kinder wieder so neugierig, wie in der frühen Kindheit. Dies müssen wir bewusster wahrnehmen und versuchen bei den Kindern so lange wie möglich zu hüten. Lassen Sie die Kinder selber Ihre Entdeckungen und Erfahrungen sammeln und kauen Sie ihm nicht schon zu anfangs ihr Wissen vor. Die Eltern – und ja auch die Lehrer – haben die Aufgabe, die Kinder zu inspirieren und zu ermutigen und die Begeisterung zu entfachen. Hier ein paar Tipps, damit das Lernen (wieder) Spaß machen kann:

Tipps um das Kind zum Lernen zu motivieren

Richtige Kommunikation mit dem Kind

Vermeiden Sie Vorwürfe, wenn das Kind einen Fehler gemacht bzw. übersehen hat. Bleiben Sie sachlich und geben Sie ihm nicht alles vor. Es soll selbst die Dinge herausfinden. Geben Sie wenn möglich nur Tipps, wie ‘Schau nach bei…’ oder lassen Sie sich vom Kind die Aufgabenstellung erklären. Oft fällt dem Kind während dem Erklären eine Lösung ein. Bei indirekten Hilfen ist das Kind am Ende doch noch stolz auf die eigene Leistung.

Viele Kinder wollen dauernd die Aufmerksamkeit der Eltern und bitten ständig um Hilfe bei den Hausaufgaben. Versuchen Sie diesem Wunsch außerhalb der Hausaufgabenzeit nachzukommen und zeigen Sie ihm, dass Sie ihm sehr wohl zutrauen, dass es selbständig arbeiten kann. Bieten Sie ihm als Kompromiss an, dass Sie sich gemeinsam mit dem Kind die Hausaufgaben durchsehen.

Ganz wichtig: Das Loben! Immer wieder bei gut gemachten Dingen loben. Am besten auch vor anderen, wenn das Kind gar nicht damit rechnet, sowas stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, weiterzumachen.

Den Spaß erhalten

Kinder sind von Natur aus wissbegierig und wollen lernen. Nur leider sind es nicht immer die Fächer Chemie, Latein oder Mathematik, die sie auf Dauer interessieren werden. Hier ist es wichtig, das spielerische zu erhalten. In der Privatwirtschaft werden oft ‘Entdeckerboxen’, Lernspiele oder Computergestützte Lernformen angeboten, wo die Kinder nicht nur starr lernen. Mit solchen Boxen ist es für das Kind leichter: es möchte das Ergebnis haben und probiert und studiert, bis es alles geschafft hat. Denn wenn mman etwas mit voller Begeisterung macht, verankert es sich besser im Hirn, als wenn es lustlos auswendig gelernt wird.

Bei manchen Kindern bringt es auch viel, wenn man dem Kind schöne Ziele vorgibt: z.B. wenn es sich wünscht Pilot zu werden: “Wenn du Lesen und Schreiben kannst, dann kannst du Pilot werden.” Oder aber, wenn es sich ganz sehnlichst wünscht ein Computerspiel von Papa auszuprobieren usw.

Extra-Tipp: Verwenden Sie nicht zu oft das Wort ‘lernen’, sondern wechseln Sie ab und sagen öfter ‘experimentieren’, ‘herausfinden’ oder ‘entdecken’.

Kreatives Lernen

Versuchen Sie das Lernen interessanter zu gestalten. Heutzutage gibt es ein großes Angebot an digitalen Medien oder Lernspielen, die genutzt werden können. Meist können diese Lerninhalte spielerisch lebendiger und realitätsnäher vermittelt werden. Dadurch werden meist viele Sinne gleichzeitig angesprochen und die Kinder bleiben länger daran interessiert. Borgen Sie sich in der Bibliothek Lernprogramme für den PC oder erstehen Sie ein Lernspiel im Kaufhaus oder auf dem Flohmarkt.

Manchen Kindern gefällt es, wenn man mit Karteikarten lernt. Anderen Kindern wiederum fällt das Lernen leichter, wenn es gemeinsam mit einem Elternteil oder den Großeltern lernt.

Ausflüge auf Schulstoff abstimmen

Versuchen Sie den Schulstoff in Ausflüge einzubauen, so können Biologiestunden wunderbar im Freien vertieft werden. Zoobesuche für Tiere, oder Bäume in Wäldern bestaunen sind nur einige Ideen um den trockenen Schulstoff ein wenig aufzupeppen. Wer möchte kann auch das Rechnen beim Einkaufen einbauen oder Straßennamen lesen (“Wer kann am schnellsten die Straße vorlesen” usw.).

Weiters gibt es auch viele Gesellschaftsspiele oder PC-Spiele, die viele Dinge aus der Schule spielerisch vermitteln. Auf dem I-Pad haben wir von Lilifee ein Spiel, wo Buchstaben, Zahlen und auch Geldmünzen erkannt werden müssen. Unsere Tochter liebt dieses Spiel, da sie hier immer wieder eine Blume gewinnen kann, und zusätzlich eine Musiksequenz freigeschalten wird.

Das Kind darf entscheiden

Ihr Kind lernt lieber abends? Auch wenn es schwer fällt, vertrauen Sie Ihrem Kind und probieren Sie es aus. Machen Sie aber klar, wenn das nicht funktioniert, kümmern Sie sich um die Lernzeit. Theoretisch ist die beste Zeit zum Lernen von 15 bis 18 Uhr. Manche Kinder wollen aber gleich nach dem Mittagessen alles erledigen und starten schon um 14 Uhr. Andere Kinder sind von der Schule so müde oder haben so einen Bewegungsdrang, dass sie erst einmal spielen oder herumtoben wollen.

Auch das “wo” ist beim Lernen ganz wichtig. Manche Kinder haben einen Lieblingsort zum lernen. Respektieren Sie diesen Wunsch und probieren Sie, ob das für Sie und das Kind das richtige ist. Sorgen Sie dafür, dass es einen ruhigen und hellen Arbeitsplatz hat, wo kein Fernseher läuft, oder ein jüngeres Geschwisterchen dauernd die Stifte weg trägt.

Witzigerweise glauben wir Eltern, die Kinder brauchen mit Schulanfang unbedingt einen Schreibtisch. Bei uns war das natürlich genauso und wie vielleicht auch bei vielen: dieser wurde lange nur als Ablage genutzt. Die Kinder sind viel lieber bei mir am Esstisch gesessen. Meine Tochter hat auch oft gerne am Boden gesessen. Ich finde, das ist alles kein Problem, Hauptsache, sie machen ihre Sachen fertig.

Extra-Tipp: die Konzentrationsfähigkeit von Kindern ist begrenzt, so das immer wieder kurze Pausen nötig sind. Je nach Alter des Kindes bereits nach 20 bis 30 Minuten.

Auf Schularbeiten vorbereiten

Wenn die ersten Schularbeiten anstehen, ist das sehr aufregend für die Kinder UND Eltern. Doch wie lernt man jetzt dafür? Wichtig ist, rechtzeitig anfangen, und ja ich weiß, das wird nicht immer so rund laufen, vor allem wenn die Kinder älter sind und in höheren Schulen sind. Wenn sie hier zu spät anfangen, dann die Sachen zuerst lernen, mit dem das Kind noch Schwierigkeiten hat.

Sehr gut ist es, wenn das Kind z.B. bei einem Aufsatz für eine Schularbeit einen Timer laufen hat, so dass es selber sieht, wie es in der Zeitspanne zurecht kommt. Gerade bei Deutsch ist es auch eine gute Übung, dass man dem Kind einen Text vorlegt, der Fehler enthält. Hier lernt das Kind Fehler zu entdecken und genau zu lesen.

Selbstvertrauen stärken

Ganz wichtig ist es, das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken. In der Schule wird die Mitarbeit sehr hoch geschätzt, so dass es von Vorteil ist, wenn das Kind aufzeigt und mitmacht. Viele Kinder trauen sich aber nicht, haben Angst, etwas falsches zu sagen und ausgelacht zu werden.

So ist es wichtig, dass Sie ihr Kind loben: nicht nur für gute Noten, sondern auch, wenn es etwas im Haushalt oder privaten Bereich sehr gut macht. Auch sportliche Erfolge spornen an, so können gemeinsame sportliche Aktivitäten ihr Kind fördern. Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, ehrgeizig zu sein und sich Herausforderungen zu stellen. Das funktioniert am besten, wenn Sie es ihm genauso vorleben: trauen Sie sich auch Neues auszuprobieren, bleiben Sie neugierig und wissbegierig. Das hilft dem Kind nicht nur in der Schule, sondern auch bei seinem weiteren Weg.

Zeit für Erholung

Im Semester ist es meist ein dicht gedrängter Terminkalender, der Eltern und Kinder durch die Wochen jagt. Deswegen sind die Ferien oder auch kleine Auszeiten am Wochenende sehr wichtig. Selbst bei schlechten Noten brauchen die Kinder Zeit um sich zu regenerieren. In den Ferien sollte deswegen die erste Zeit nur für die Erholung reserviert sein und gegen Ende der Ferien langsam das Lernen wieder anfangen. Belohnen Sie sich und das Kind nach dem Lernen: ein kleiner Ausflug, es darf einen Freund einladen, sie gehen schwimmen usw.

Packen Sie die Woche auch nicht komplett mit Terminen voll. Das Kind sollte Zeit für ausreichend Bewegung und freies Spielen bekommen. Heutzutage sind Eltern sehr ehrgeizig und wollen den Kindern so viel wie möglich in jungen Jahren bieten: Englisch, Sport und Musik als Freizeitbeschäftigung. Auch wenn Sie es gut meinen, übertreiben Sie es nicht. Ihr Kind muss sich auch einmal langweilen zuhause!

Hilfe holen, Nachhilfe oder Lerncoach

Funktioniert trotz allen Bemühungen das Lernen für ein Fach nicht, scheuen Sie sich nicht Hilfe zu holen. Oft funktioniert das Lernen mit den Eltern auch nicht sooooo gut, und es ist ratsam sich jemand Außenstehenden ins Boot zu holen. Nachhilfe kann bei großen Instituten angefordert werden, aber oft bieten auch Oberstufen-Schüler Nachhilfe an, um sich ihr Taschengeld aufzubessern. Prüfen Sie an der Schule ob es eine Tafel mit Angeboten für Nachhilfe gibt, oder fragen Sie Freunde und Bekannte, deren Kinder in der Oberstufe sind.

Oft zahlt es sich auch aus, einen Lerncoach zu konsultieren, der wertvolle Tipps für das Lernen geben kann. Hier kann ich z.B. Lerncoach Verena Fellner aus Gänserndorf empfehlen. Sie hat uns einfache, aber effektive Tipps zum Lernen gegeben.

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Foto von Sabine, meinhaushalt.at

By Published On: 12.02.2015Categories: KinderKommentare deaktiviert für Mit dem Kind lernenTags: , , , ,