Hundetraining – Von Anfang an

Nun ist es also so weit: Nach sorgfältiger Recherche und intensiven Überlegens, welche Hunderasse am besten zu Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Lebensumständen passt, zahlreichen Gesprächen mit seriösen, erfahrenen Züchtern und schließlich wochen- oder gar monatelanger Vorfreude auf Ihren Welpen, ist der große Tag gekommen und ein kleiner Hund hält Einzug – in Ihr Leben und in Ihr bis dato sauberes Heim. Denn vom putzigen, scheinbar zum Leben erwachten Steiff-Stofftier bis zum wohlerzogenen Hund ist es ein langer, manchmal auch beschwerlicher, auf jeden Fall aber zeitintensiver Weg – für Herrl wie Hund.

Hundetraining: Erziehung von Anfang an

Bei aller nur zu verständlichen Freude über den kuscheligen Familienzuwachs ist es ratsam und für das weitere Leben des Hundes unabdingbar, den Welpen von Anfang an konsequent zu erziehen. Denn auch für Hunde gilt: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Oder nur sehr schwer. Auch wenn es Hundetrainern in einschlägigen TV-Sendungen offenbar innerhalb von nur 45 Minuten gelingt, „einen Problemhund zu therapieren“ – dieser Eindruck täuscht und hat mit der Realität nichts gemein. Eine gleichsam liebevolle wie konsequente Ausbildung wird ihrer beider Zusammenleben in vielerlei Hinsicht vereinfachen und harmonisch verlaufen lassen.

Hunde bauen, unabhängig von Rasse oder Geschlecht des Tieres, ab der 8. Lebenswoche eine feste Bindung zu „ihrem“ Menschen auf. Diese Prägephase dauert von der 8. bis zur 12. Lebenswoche, die anschließend von der so genannten Sozialisierungsphase bis zum 4. Lebensmonat abgelöst wird. Während dieser Zeit lernt Ihr vierbeiniger Freund alles, was er für sein späteres Leben braucht, z.B. die Interpretation der menschlichen Körpersprache. Daher ist es aus Sicht vieler professioneller Hundetrainer kontraproduktiv, in diesen Wochen einen Welpenkurs zu besuchen, da es während dieser Zeit besonders wichtig ist, die Mensch-Hund-Beziehung zu fördern und zu vertiefen. Im Welpenkurs wird je-doch primär die Beziehung und Kommunikation zwischen Hunden gefördert. Dies hat Ihr Hund allerdings schon in den ersten 8 Lebenswochen bei Mutter und Geschwistern gelernt. Ein seriöser Züchter, dem das Wohl seiner Tiere am Herzen liegt, wird daher auch niemals einen Welpen vor der 8. Lebenswoche abgeben, da das Tier sonst entscheidende Lernschritte versäumt und es später zu Problemen im Umgang mit anderen Hunden kommen kann.

Zeigen Sie Ihrem Hund von Anfang an, dass Sie sein Rudel führen und dass er Ihnen vertrauen kann. Dazu ist es notwendig, dass Sie feste Regeln des Zusammenlebens einführen und auch selbst konse-quent befolgen, z.B. gewöhnen Sie das Tier an feste Fütterungszeiten oder bestimmen Sie, wann es Zeit zu spielen ist und unterbrechen Sie das Spiel auch von sich aus.

Doch die besten Trainingsmethoden, die ausgeklügeltsten Erziehungsstrategien sind wenig wirksam, wenn Ihre gesamte Familie nicht an einem Strang zieht, soll heißen: was der eine verbietet, darf der andere nicht erlauben. Ebenso wichtig ist die Art der Kommunikation mit dem Hund: Kommandos sind mit fester Stimme zu erteilen, Tadel mit strenger und Lob mit freundlicher Stimme.

Hilfsmittel bei der Erziehung

Ein sehr wertvolles Hilfsmittel bei der Erziehung ist der so genannte „Clicker“. Dies ist ein kleines Kunststoffkästchen mit einer Metallzunge, die auf Druck ein klickendes Geräusch erzeugt, ähnlich wie das Klicken von Metalldeckeln bestimmter Flaschen oder Glastiegel, z.B. Babygläschen. An sich eignet sich jedes Geräusch, das Sie selbst erzeugen können, folgendes ist allerdings zu berücksichtigen:

  • Der Hund muss das Geräusch auch auf größere Distanz gut wahrnehmen können,
  • der Laut darf in der akustischen Umgebung des Hundes nie vorkommen und
  • es sollte ein kurzes, prägnantes und vor allem stets gleich klingendes Geräusch sein.

Der „Klick“ ist nichts anderes als ein konditionierter Verstärker, den das Tier sehr rasch als Ankündigung einer Belohnung erkennen wird. Daher bietet sich das Clickertraining hervorragend zu Ausbildungszwecken an, weil es in deren Zuge oft darum geht, den Hund im Bruchteil einer Sekunde für erwünschtes Verhalten zu loben und dieses so zu verstärken – was mit verbalem Lob oft nicht möglich ist. Dieses und Bestärkungen wie Streicheleinheiten sind vor allem dann einzusetzen, wenn Ihr Hund bestimmte Kommandos schon beherrscht und ausführt. Keinesfalls verkehrt ist natürlich auch ein gelegentliches Belohnungs-Leckerli. Achten Sie allerdings darauf, kalorienarme Snacks anzubieten und das Tier nicht zu überfüttern, da es andernfalls sein reguläres Futter ablehnen könnte. Falls Sie jedoch, vor allem zu Beginn der Ausbildung, primär mit Leckerli belohnen möchten, ersetzen Sie die Snacks durch hochwertiges, leicht zu verabreichendes Pellet-Trockenfutter und reduzieren die tägliche Futtermenge entsprechend. Dadurch verhindern Sie eine Überfütterung, die Ihren Hund übergewichtig und träge macht.

Hundetrainer in Erwägung ziehen

Möchten Sie Ihrem Welpen von Anfang an das beste Training angedeihen lassen und seine Erziehung von vornherein fehlerfrei gestalten, ist es unerlässlich, einen professionellen Hundetrainer zu Rate zu ziehen. Denn die Trainingsmethode muss auf Ihren Hund abgestimmt werden – und das kann nur ein erfahrener Trainer.

Seien Sie jedoch bei der Auswahl auf der Hut! Da es für diesen Beruf in Österreich derzeit noch keine staatlich anerkannte Ausbildung und Prüfung gibt, darf sich somit jeder, dem es beliebt „Hundeausbilder“, „Hundetrainer“, „Kynopädagoge“ oder auch „Tierpsychologe“ nennen. Nehmen Sie auf jeden Fall Abstand von Hundetrainern bzw. –schulen, die auf aggressive Werbung in Printmedien und Rundfunk setzen. Wirklich gute Hundetrainer haben keine klassische Werbung nötig, denn sie werden weiterempfohlen, da sich Qualität und Seriosität ihrer Ausbildungs- und Trainingsmethoden durchsetzen. Fragen Sie einfach bei Ihrem Tierarzt nach, dieser kann Ihnen bestimmt einen guten Hundetrainer in Ihrer Umgebung nennen.

Bedenken Sie bitte immer: egal, wie sehr Ihr vierbeiniger Liebling auch aus der Rolle fallen, welches Sofakissen oder gar Ihre exquisiten Lieblingsschuhe seinen durchaus kräftigen Milchzähnchen zum Opfer gefallen sein mögen – ihn anzuschreien oder gar zu schlagen hilft in keinem Fall weiter, sondern trägt nur dazu bei, dass Ihr Hund ängstlich und unsicher wird. Das Tier handelt niemals aus böser Absicht und versteht zudem nicht, wenn es – vor allem mehrere Stunden nach dem Massaker am Designer-Schuh – bestraft wird, da er den Zusammenhang zwischen den Ereignissen „Knabbern am Schuh“ und „Frauchen tobt“ für maximal zwei Sekunden herstellen kann. Eine Bestrafung des Fehlverhaltens macht daher nur dann Sinn, wenn Sie den kleinen Vandalen auf frischer Tat ertappen. Besser ist es, dafür zu sorgen, dass der Welpe an teure Kleidungs- oder Möbelstücke sowie sämtliche Gegenstände, an deren dauerhafter Unversehrtheit Ihnen gelegen ist, gar nicht erst herankommt. Dies gilt selbstverständlich auch für gefährliche oder giftige Substanzen wie Reinigungs- oder auch Arzneimittel, die Ihrem geliebten Vierbeiner nicht nur ausgesprochen schlecht bekommen, sondern im schlimmsten Fall zu seinem Tode führen können.

Halten Sie sich stets vor Augen, dass zu hohe Erwartungen – an sich selbst oder auch an Ihren Hund – zwangsläufig auf beiden Seiten zu Frustration führen. Dies wäre jedoch ein denkbar schlechter Start in Ihr neues Leben als stolzer Hundebesitzer. Genießen Sie die Zeit mit Ihrem Welpen, freuen Sie sich über jeden Fortschritt in seiner Erziehung und schenken Sie dem Tier viel Liebe und Streicheleinheiten. Ihr Hund wird es Ihnen mit bedingungsloser Liebe und Freundschaft danken – sein ganzes Leben lang.

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Foto von Sabine, meinhaushalt.at