Leben und arbeiten in Südtirol

Dort leben, wo andere Urlaub machen – das ist der Traum vieler Menschen. Doch Urlaub an einem Ort zu machen oder sich ein Leben dort aufzubauen ist nicht dasselbe. Hat man den Entschluss gefasst, auszuwandern, müssen viele Aspekte beachtet werden. Wir klären über die Wohn- und Arbeitsmarktsituation in Südtirol auf, um die Entscheidung zu erleichtern.

Wie findet man den passenden Job in Südtirol?

Eine Sache haben alle Orte unserer Erde gemeinsam: Wer gut leben möchte, muss auch Geld verdienen. Doch wer im Ausland arbeiten möchte, braucht natürlich auch eine Arbeitserlaubnis. Im Grunde kann man diese wie in anderen Teilen Italiens relativ problemlos erhalten.

In der Regel ist es ratsam, sich bereits im Vorfeld über entsprechende Jobangebote am Wunsch-Wohnort zu informieren. Wer Arbeit in Südtirol finden möchte, kann sich online über entsprechende Stellenangebote informieren. Auch ein Blick auf konzerneigene Websites lohnt sich, da Arbeitgeber in Südtirol oft regionale Mitarbeiter suchen.

Welche Branchen sind in Südtirol vertreten?

Da Südtirol ein wahres Touristengebiet ist, gibt es hauptsächlich Jobs in den Bereichen Hotel und Gastronomie. Es können jedoch auch Ärzte und Pflegekräfte sowie Handwerker, Techniker oder Ingenieure benötigt werden. Auch im sozialen Bereich werden immer mal wieder Lehrer oder Erzieher gesucht.

Wie läuft die Bewerbung ab?

Die Südtiroler sind eher altmodisch, was bestimmte Verhaltensweisen angeht. Das bedeutet, südtiroler Arbeitgeber bevorzugen es, wenn man persönlich vor Ort Kontakt mit dem jeweiligen Betrieb aufnimmt. In vielen Fällen entscheidet der Chef selbst, ob man eingestellt wird oder nicht. Außerdem fühlen sich Italiener sehr geschmeichelt, wenn man im Bewerbungsgespräch immer wieder betont, wie toll man das Unternehmen findet und wie gerne man doch für sie arbeiten möchte. Oft muss man in Südtirol sogar mehrere Male für eine Stelle vorsprechen. Der Arbeitgeber möchte so herausfinden, wie sehr man sich um die Stelle bemüht.

Nicht selten ist zudem, dass man nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch direkt am nächsten Tag mit der Arbeit starten kann. Was in Österreich mit mehr Bürokratieaufwand verbunden ist, kann in Südtirol viel unkomplizierter und spontaner ablaufen.

Wie viel verdient man in Südtirol?

Grundsätzlich muss man in Südtirol mit einem niedrigeren Verdienst als in Österreich rechnen. Einheimische Betriebe zahlen meist geringe Löhne. Lediglich in internationalen Konzernen fallen die Gehälter etwas großzügiger aus.

Was die Sozialversicherungsbeiträge sowie steuerlichen Abgaben betrifft, befinden sich diese etwa auf demselben Niveau wie in Österreich oder Deutschland.

Wie findet man eine Wohnung in Südtirol?

Die Lebenshaltungskosten in Südtirol sind nicht gerade niedrig. Daher lohnt es sich, Angebote im Internet zu vergleichen, um die passende Wohnung oder sogar ein Haus zu finden. Grundsätzlich ist der Markt für Mietwohnungen eher klein, da die meisten Italiener eigene Immobilien besitzen. Wer in Südtirol sesshaft werden möchte, kann auch Einheimische nach Verbindungen oder Kontakten fragen. Die Südtiroler sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit und können bestimmt den ein oder anderen Kontakt herstellen.

Welche bürokratischen Angelegenheiten müssen erledigt werden?

Auch wenn die Südtiroler ein entspanntes Volk sind, sollte die italienische Bürokratie nicht unterschätzt werden. Hier ein grober Überblick, was alles erledigt werden muss:

Erforderliche Papiere

Bevor man sich in Südtirol beim Einwohnermeldeamt anmeldet, sollte man zunächst seine alte Wohnung aufgeben. Zu den notwendigen Dokumenten zählen unter anderem:

  • Personalausweis oder Reisepass
  • Geburtsurkunden der Kinder
  • Heiratsurkunde
  • Führerschein

Der österreichische Führerschein ist auch in Italien gültig. Dennoch sollte man den Führerschein bei der zuständigen Führerscheinstelle („motorizzazione“) in Südtirol registrieren lassen. Außerdem gelten dann die italienischen Bestimmungen für beispielsweise das Ablaufdatum.

Steuerkarte beantragen

Wer in Südtirol oder einer anderen italienischen Provinz arbeiten und leben möchte, benötigt eine sogenannte „codice fiscale“, also eine Steuernummer. Diese kann man erst dann beim zuständigen Finanzamt („Agenzia delle Entrate“) beantragen, wenn man bereits einen festen Wohnsitz in Südtirol hat. Anschließend erhält man eine Art Kreditkarte, welche man stets mit sich führen sollte. Sie wird häufig als Nachweis benötigt, etwa, wenn man einen Vertrag abschließen möchte.

Bankkonto einrichten

Hat man nunmehr einen Wohnsitz und eine Steuernummer, ist der nächste Gang der zur Bank. Die Kontoführungskosten für Inländer sind nämlich günstiger als die für Ausländer. Daher sollte man erst dann ein Bankkonto eröffnen, wenn man bereits seinen Lebensmittelpunkt nach Südtirol verlegt hat. Hierfür benötigt man ebenfalls seinen Personalausweis sowie die Steuerkarte.

Italienische Bankkonten sind in der Regel mit einer Stempelsteuer versehen, die neben den Kontoführungsspesen jährlich entrichtet werden muss.

Krankenversicherung anmelden

Lebt man in Südtirol, hat man auch Anspruch auf die staatliche Krankenversicherung in Italien. Der „Servizio Sanitario Nazionale“ ist kostenlos. Sie muss lediglich beim lokalen Gesundheitsdienst („Aziende Sanitarie Locali“) angemeldet werden. Für die Anmeldung benötigt man neben seinem Personalausweis und der italienischen Steuerkarte zudem den Wohnsitznachweis und den Arbeitsvertrag. Anders als in Österreich werden die Beiträge vollständig vom Arbeitgeber bezahlt.

Da die staatliche Krankenversicherung nicht alle Leistungen abdeckt, haben viele Italiener übrigens zusätzlich eine private Krankenversicherung.

Fazit

Leben und arbeiten in der Provinz von Südtirol kann wunderschön und aufregend sein. Solange alle bürokratischen und organisatorischen Angelegenheiten erledigt sind, kann dem neuen Abenteuer nichts im Wege stehen!

By Published On: 04.10.2022Categories: ArbeitKommentare deaktiviert für Leben und arbeiten in SüdtirolTags: , , ,