Gleich, wie schlecht sich manche Eltern fühlen, sie unterdrücken oft ihre Gefühle vor den Kindern. Viele von ihnen haben sich selbst eine Regel aufgestellt: „Ich weine nie vor den Kleinen!“ Dies führt dazu, dass sie häufig die Zähne zusammenbeißen, Tränen fließen nur im eigenen Schlafzimmer, Wutausbrüche finden im Keller statt. Experten stimmen diesem Verhalten nicht zu: Gefühlsregungen, insbesondere natürlich negative, sollten nicht vor Kindern versteckt werden. Vielmehr kommt es darauf an, richtig damit umzugehen.

Kinder nicht vor allem behüten

Eine „heile Welt“ für Kinder zu schaffen, ist zwar ein schöner Traum, wirkt sich jedoch nicht nur positiv auf sie aus. Denn es stellt sich die Frage: „Wie soll der Nachwuchs lernen, mit seinen persönlichen Gefühlen umzugehen?“ Leicht kommt es zur Verunsicherung, weil unsere Jüngsten merken, dass sie zwar oft weinen, die Eltern jedoch nie. In den Kinderaugen scheinen sie nicht einmal Traurigkeit zu kennen. Sind bei Mutter und Vater niemals Gefühlsregungen zu sehen, können sich unsere Kleinen mit ihren Emotionen alleingelassen fühlen. Teilweise kommen sie sogar zu dem Schluss, dass ihr eigenes Verhalten, also beispielsweise wütend oder traurig zu sein, unnormal ist.

Gefühle herauslassen

Das Zeigen von Gefühlen kann sogar für beide Seiten hilfreich sein. Nehmen wir als Beispiel die Trennung der Eltern, die unweigerlich Liebeskummer nach sich zieht. Von dem Trennungsschmerz sind nicht nur die Partner betroffen, sondern auch die Kinder. Wenn Erwachsene diesen vor dem Nachwuchs verstecken, hat dies gleich zwei nachteilige Folgen:

• Mutter und Vater können nicht offen mit dem Thema umgehen und darüber sprechen, obwohl es sowohl für sie als auch das Kind wichtig wäre
• unsere Jüngsten trauen sich nicht, über ihr Gefühl der Traurigkeit oder auch Wut zu reden, weil sie nicht wissen, dass die Eltern ebenso empfinden

Die Gefühlswelt sollte erklärt werden

Auch, wenn Wissenschaftler durch Studien bestätigten, dass die Unterdrückung von Gefühlen vor Kindern falsch ist, darf dies nicht als „Freifahrtschein“ für Eltern gewertet werden. Die Gefahr ist dadurch groß, dass sie negative Emotionen ohne nachzudenken am Nachwuchs auslassen. Ein solches Verhalten bringt weder ihm noch Mutter und Vater etwas. Vielmehr sollte dem Kind erklärt werden, dass es sehr intensive Gefühle gibt und man diese auch zulassen darf. Dazu gehört aber in jedem Fall, dass man ihm erklärt, wie am besten damit umzugehen ist. Ganz wichtig ist außerdem, dem Nachwuchs klarzumachen, dass die eigene Trauer oder Wut absolut nichts mit ihm zu tun hat.