Mit Teenagern gut zusammenleben – Pubertät überstehen

Der Alltag mit Teenagern ist für viele Eltern eine Herausforderung. Oft merkt man gar nicht, dass sie zuhause sind, bis das WLAN ausfällt. Versucht man Kontakt aufzunehmen bekommt man ein “Weiß nicht”, “Gut” oder “Warte” als Antwort. Abends bekommt man sie nicht ins Bett und morgens nicht raus. Sie haben ständig Hunger, der Kühlschrank ist ständig leer, sowie das Duschgel. Die ‘letzten’ Jahre von 13 bis 19 Jahre sind noch mal so richtig anstrengend, aber das muss so sein, damit sich die Kinder loslösen können. Doch man darf bitte nicht alles negativ sehen und braucht eine gute Portion Humor und ganz viel Verständnis.

Es ist für die Jugendlichen genauso schwierig, da sind die Eltern, die einem alles bedeutet (haben?) und jetzt müssen sie selber ihren Platz finden. Es sind viele Anforderungen und Veränderungen für die Jugendlichen. Das Gehirn ist plötzlich eine Großbaustelle, die Hormone sorgen für emotionale Achterbahnfahrten. Sie machen das also nicht, um uns Eltern zu ärgern, sondern weil unsere lieben Teenager da jetzt einfach durchmüssen, und wir Eltern müssen mit.

7 wichtige Eckpunkte für ein gutes Auskommen mit Jugendlichen

Ganz wichtig, Teenager brauchen jetzt keine Erziehung mehr, das ist vorbei, das ist schon passiert. Jetzt geht es darum, ein paar Regeln und Gesetze, so wie sie im Erwachsenenleben auch gelten mit den Jugendlichen auszumachen, um miteinander gut auszukommen. Themen ganz offen ansprechen und immer gut zuhören.

Gute Kommunikation

Eine der wichtigsten Punkte: Kommunikation mit den Jugendlichen, aber auf Augenhöhe. Jetzt die Pubertierenden nicht noch wie Kleinkinder behandeln. Klare Kommunikation, auch wenn oft nicht viel zurückkommt, immer wieder den Dialog suchen und zeigen, dass man da ist und zuhören kann UND die Probleme und Anliegen ernst nimmt.

Grenzen setzen

Ganz klar formulieren, welche Grenzen es in diesem Haus gibt. Die Teenager müssen dann auch mit den Konsequenzen leben, so wie wir Erwachsenen auch. Teenager provozieren gerne, lass dir  das aber nicht gefallen und weiche diesen Gesprächen nicht aus. Vertrete auch deine eigene Meinung und höre dir die Meinung des Pubertier genau an. Nimm die Gefühle und Probleme ernst und gehe konkret darauf ein.

Nicht mehr Verbote als nötig

Hier sich wirklich auf die wichtigsten Punkte konzentrieren. Ausgehzeiten z. B. für die Woche oder für das Wochenende gemeinsam ausmachen. Wenn es ein Mitspracherecht hat, wird der Teenager eher bereit sein, sich an Verabredungen zu halten. Vereinbare auch einen Plan B: z. B. beim Ausgehen: wenn der letzte Zug versäumt wird, ruf ein Taxi und zahl es aber selber vom Taschengeld. Das wird entweder in Kauf genommen, oder wirkt.

Vorsicht bei zu strikten Verboten, dies führt oft dazu, dass es hinter dem Rücken der Eltern doch passiert. Lockere zu starre Verbote, auch hier, am besten das Kind mitentscheiden lassen. Gib dem Kind einen Vertrauensvorschuss, so dass es seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen kann. Und auch nicht zu streng sein, wenn es 1-2 nicht so klappt. Wer war als Jugendlicher z.B. immer pünktlich??

Eltern sind keine Kumpel

Das geht jetzt gar nicht mehr! Jetzt ist die Zeit, dass man sich in liebevoller Weise von seinem Kind abnabelt. Als Eltern hat man jetzt nur mehr den Job, präsent zu sein, wenn sie einen benötigen und ja, man darf dann auch mal peinlich sein. Es hilft nichts, wenn du es gerne harmonisch hast, ein Teenager reibt sich gerne und braucht dafür ein Gegenüber. Auch wenn es Kraft kostet: Gehe Konflikte an und lasse ab und zu die Fetzen fliegen.

Toleranz zeigen

Bestrafen, Schimpfen und drohen ist ab jetzt nur mehr kontraproduktiv. Wie schon vorher erwähnt, in Beziehung bleiben und Themen offen ansprechen und wie mit einem Erwachsenen diskutieren – auch die Standpunkte des Teenagers in Ruhe anhören. Auch das Bevormunden ist passé. Der Jugendliche muss lernen Verantwortung für sich zu übernehmen und mit Entscheidungen zu leben, dazu brauchen sie sehr sehr viel Übung. Umso mehr sie es jetzt unter unserem Dach üben können, desto besser wird es in Zukunft funktionieren. Loslassen ist das Zauberwort für uns Eltern.

Privatsphäre akzeptieren

Jugendliche wollen sich abgrenzen und erzählen nicht mehr alles. Daher bitte nicht im Tagebuch blättern, einen Chatverlauf durchscrollen oder einfach ins Zimmer reinstürmen ohne anzuklopfen. Es ist ganz normal, dass jetzt der Freund oder die Freundin die Geheimnisse erfahren.

Beratungsangebote für Eltern und Kinder

Wenn gar nichts mehr geht, hol Dir Hilfe bei einem Therapeuten oder einem Berater. Oft kommen durch das Verhalten des Jugendlichen tiefer sitzende, ältere Kränkungen wieder zum Vorschein.

An seine eigene Zeit als Teenager erinnern

Mir hilft es ganz oft, wenn ich mich an meine Zeit zurückerinnere. Wer hat sich nicht im Zimmer eingeschlossen und ganz laut Musik gehört? Tagebuch geführt? Mit der Freundin alles besprochen? Mein Zimmer war immer unordentlich.

Es hilft sich die positiven Eigenschaften von Teenagern vor Augen zu führen:

  • Freude empfinden: Teenager können oft so richtig schön miteinander lachen. Ihr Lachen kann so unendlich ansteckend sein.
  • Viel Potential: Teenager haben noch soooo große Träume und Ideen und strahlen eine ansteckende Energie aus. Viele können sich in ihrer Fantasiewelt verlieren und sehen die Welt ganz anders. Es wäre so schön, wenn sie das behalten würden.
  • Kritisch sein: Teenager können wunderbar kritisch zu sein. Sie erkennen geheucheltes Interesse, inkonsequentes Verhalten und machen Sachen nicht nur, weil man das immer so gemacht hat. Sowas braucht viel Mut und Initiative! Freu dich, dass dein Kind versucht mitzudenken und zu verändern. Debattiere ruhig mal mit dem Pubertier, kann sehr erhellend sein.
  • Sensibel: So provokativ Teenager sein können, so sensibel sind sie eigentlich. Sie müssen so viele Emotionen verarbeiten. Das wird ihnen oft einfach zu viel und muss raus.
  • Kreativ sein: Kreativität wird bei Teeangern ganz groß geschrieben, neuer Kleidungstil, neue Musikrichtung, sie sind so schön offen für neues. Das sollten wir Eltern auch.

Wieder mehr Zeit für sich

Wie die Kinder klein waren, hatten wir das Wort ‘Freizeit’ aus unserem Wortschatz fast komplett gestrichen. Jetzt ist die Zeit, dieses wieder zu integrieren. Das ist nicht immer leicht, aber du wirst sehen, das tut soooo gut. Versuch dich zu erinnern, was du gern gemacht hast, sportliche Aktivitäten oder Handwerkliches? Wolltest du schon immer Spanisch lernen? Oder einen Tanzkurs besuchen?

Wenn man einen Partner hat, dann ist jetzt der Moment, wo man wieder als Paar etwas gemeinsam unternehmen kann. Hier eignen sich sportliche Aktivitäten, wie Tennis spielen, Golfen oder ein Tanzkurs. Hin und wieder mal schön ausgehen, eine total angesagte Ausstellung in Ruhe ansehen oder ins Kino gehen und mal keinen Kinderfilm auswählen müssen. Sehr angenehm ist es auch, mit der Freundin etwas zu unternehmen, und sei es nur zusammensitzen und in Ruhe quatschen.

Wer sich nützlich machen möchte, kann helfen: ehrenamtlich oder Teilzeit. Hier gibt es jede Menge Projekte, wo man sich engagieren kann. Lese-Omi/Lese-Opi in der Volksschule, bei “Die Tafel vom roten Kreuz” mithelfen, sind nur einige Projekte, die sich über Helfer freuen. Fülle deinen Kalender wieder mit ‘eigenen’ Terminen und mache, was dir Spaß macht.

Teenager ist auch nur eine Phase

Kannst du dich noch erinnern? Das Trotzalter? Wie anstrengend die Nächte mit dem Baby waren? Alles nur eine Phase und das ist die letzte große Hürde. Sie geht wieder vorbei, die Haut wird glatter, die Stimmungen gleichen sich wieder an und auf einmal sitzt da ein wirklicher Erwachsener, der seine eigene Geschichte schreiben möchte. Umarme dein großes Kind (wenn es das einmal erlaubt) und beobachte, was es daraus macht.

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Foto von Sabine, meinhaushalt.at

By Published On: 01.08.2022Categories: Familie, KinderKommentare deaktiviert für Mit Teenagern gut zusammenleben – Pubertät überstehenTags: , , , , , , , ,